Jubiläums-Brauchtumsabend 2016

Bericht Südkurier vom 31.01.2016

Keine Gnade für Narrenpräsidenten

Ruhig, gefasst und ungemein angriffslustig – so reagierte am Samstagabend beim Brauchtumsabend in Sauldorf Rainer Hespeler auf die schwerwiegenden Anschuldigungen der Meßkircher Nasenschleifer-Richter.

Doch dem Präsidenten der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee nutzte die geschliffene Verteidigungsrede überhaupt nichts. Er musste sich trotzdem die Nase schleifen lassen. Die Meßkircher kannten kein Erbarmen mit dem Funktionär aus Singen.

Die Sitzung des Nasenschleifergerichts war der Höhepunkt in dem dreistündigen Programm des Brauchtumsabends. Vor rund 500 im Saal versammelten Narren verlasen die Meßkircher ihre Anklageschrift. Zeremonienmeister Manne Haug geriet fast außer sich, als er die gesammelten Schandtaten des Delinquenten Hespeler auflistete. Der Präsident aus der Hohentwiel-Stadt hatte nämlich die närrische Ehre der Meßkircher Katzen zutiefst verletzt, weil er sich, aus Katzen-Sicht, in der Heidegger-Stadt zur Fasnetszeit recht rar macht. Haug: „Mir müssen schon, des isch a Schand, nach Sauldorf fahren hier aufs Land nur weil Ihr seid zu faul und zu feige, euch dem Meßkircher Narrenvolk zu zeige.“ Er ziehe, so die von Holger Schank verfasste Anklage, es vor, zum Staatsempfang nach Tübingen zu fahren „anstatt mit uns oifache Narre zu lache“.

Der Präsident schaltete in seiner Verteidigungsrede gleich in den Angriffsmodus. Er richtete seine Rede an die „prähistorischen, selbsternannten Narrenrichter“. Den Anklagepunkt mit Tübingen zerpflückte er mit dem Hinweis darauf, dass er als Badener nie freiwillig ins württembergische Regierungspräsidium nach Tübingen gehen würde. Und obwohl Hespeler auch alle anderen Anklagepunkte widerlegte – es half ihm alles nichts.

 

Mit ihrem dreitägigen Narrentreffen am Wochenende feierten die Sauldorfer Durbestecher ihr 50-jähriges Bestehen. Der Brauchtumsabend gab den Gastgebern dabei ausgiebige Gelegenheit, sich vorzustellen. Dabei blieb es aber nicht bei der Vorstellung der sieben Narrenfiguren, die in der Dorffasnet zu Hause sind. Es wurde auch viel getanzt. Die „Hop-a-Holix“ und die „Swamp-Hoppers“ vom Showtanzverein Sauldorf ernteten mit ihren temperamentvollen Auftritten großen Beifall.

Mit dabei waren auch die Schlehenbeißer aus Liptingen. Sie sind, wie die Moderatoren Silke Abreder und Volker Nagel, erläuterten, die Patenzunft der Durbestecher. Sie brauten auf der Bühne ihren Schlehenschnaps, der einigen Prominenten zwangsweise verabreicht wurde. Eine Augenweide waren auch die Liptinger Mädchen-Tanzgruppe und die Binkergarde aus Boll. Die Boller Bienen schwirrten als emsige Insekten tanzend über die Bühne. In leuchtendem Rot stürmten sich dann die Maskenträger der Menninger Fuchszunft in die Herzen der Zuschauer. Fast gespenstisch wurde es zum Schluss, als die Teufelsbrut aus dem Immendinger Ortsteil Zimmern die Bühne bevölkerte und ihren Brauchtumstanz vorstellte. Nach dem Ende des offiziellen Teils waren die Tänzer eingeladen und zu den Klängen des „Soltero-Duos“ wurde bis in den frühen Morgen geschwoft.

Text & Bild: H-P. Steinmüller